Suunto?! Oder die Frage: Können Finnen auch gute Sportuhren?
Habt ihr schon einmal von Suunto gehört?
Zugegeben, die Frage ist für Sportler, die sich schon einmal ausgiebig mit der Suche nach einer neuen Sportuhr beschäftigt haben, locker mit einem “Ja” zu beantworten. Bis zu diesem Test war Suunto für mich allerdings nie in der ganz engen Auswahl. Warum kann ich euch nicht einmal eindeutig erklären.
Ob sich das mit der Suunto 9 PEAK ändert, werdet ihr in diesem Test erfahren.
Spoiler: Es war wirklich ein Langzeittest und das änderte mein Ergebnis noch mal in eine andere Richtung.
Suunto oder auch übersetzt “erscheinen, zu Tage treten, sichtbar werden” ist ein 1936 gegründetes Unternehmen in Vantaa, Finnland (nahe Helsinki). Tuomas Vohlonen war der Pioneer der sich nicht mehr im finnischen Schnee verirren wollte. Von Magnetkompassen über Tauchkompasse ging die Entwicklung stetig weiter u.a. zu den Multifunktionsuhren wie die Suunto 9 Peak.
Soviel kurz zum Hintergrund, viel wichtiger aber ist, was kann die Uhr und für welche Sportler sie sich eignet:
Lieferumfang:
–Suunto 9 Peak All Black (meine getestete Version komplett schwarz)
-Ladekabel
-gedruckte Benutzerdokumentation
Nicht mehr – nicht weniger
Suunto 9 Peak
“Die dünnste, kleinste und robusteste Uhr, die Suunto jemals hergestellt hat. Für diejenigen, die eine kleine und leichte Sportuhr mit minimalistischem Design bevorzugen. Durchmesser 43 mm, ultradünne 10,6 mm.”
Das sagt Sunnto selbst über seine Multifunktionsuhr.
Klingt vielversprechend und tatsächlich fühlt sich die Uhr am Handgelenk extrem leicht und schmal an. Auf das Minimalste beschränkt wird auch das Armband. Dieses wird nicht durch eine Gummilasche gehalten, sondern mittels Metallstift einfach an der entsprechende Stelle fixiert. Nach anfänglicher Skepsis finde ich das mittlerweile richtig gut, weil so das überstehende Stück vom Armband nirgends mehr hängenbleiben kann. TOLLE IDEE!
Ansonsten kann die Uhr alles was heute für eine Multifunktionsuhr bereits Standard ist. Über 80 verschiedene Sportarten, Smartwatch Features, Pulsmessung am Handgelenk, Schrittzähler, Schlafaufzeichung, Touchscreenbedienung und bis 100m wasserdicht (was ich aus Selbstschutzgründen nicht getestet habe, aber Suunto hier vertraue ;) )
Die Liste ist endlos lang und ich picke für unseren Test ein paar Funktionen raus, die für mich wichtig und interessant sind.
Inbetriebnahme:
Da der Lieferumfang sich auf das Nötigste beschränkt: Die Uhr und das Ladekabel. Beides ist auch fix verbunden, leider fehlt der Adapter USB auf Steckdose. Es wird vorausgesetzt das so ein Adapter in jedem Haushalt vorhanden ist, gehört für mich aber bei der Preislage mit dazu. (u.a. macht das große Apfelunternehmen es mittlerweile genauso)
Also Suunto 9 Peak aufladen, am Handgelenk einrichten und mit dem Mobiltelefon via Bluetooth 5 Standard verbinden. Das läuft selbsterklärend und tadellos.
Für mich eher ungewohnt ist die Bedienung über die 3 Tasten auf der rechten Seite und dem integrierten Touchscreen.
Die Navigation durch das Menü erfolgt über Wischen von rechts und links sowie hoch und runter. So steuert ihr z.B. die Musik vom Telefon, nehmt Anrufe an oder lehnt sie ab, weil ihr gerade ein Intervall “ballert”.
Telefonieren selbst geht nicht ohne das ihr das Telefon dabei habt, es ist keine sim/esim mit dem entsprechenden Modul verbaut. Mit Bluetoothkopfhörern, welche ihr zum Musikhören im Ohr habt klappt es aber gut, wenn ihr auf der Uhr das Gespräch annehmt. So kann das Telefon verstaut bleiben.
Haptik:
Die Druckpunkte der drei Tasten sind sehr gut. Ein Klick-Geräusch bestätigt immer den Druck der Taste.
Das Wischen auf dem Touchscreen funktioniert bei mir nicht immer 100%. Manchmal ist die Reaktion nicht sofort wie gewünscht da und während des Sports mit schwitzigen Fingern, ist es manchmal schwierig die Uhr darüber zu bedienen.
Ein tolles Feature der Sunnto 9 Peak ist, dass man durch schütteln die Hintergrundbeleuchtung auch ohne Tastendruck aktiviert. Das ist auch nötig, da man im Dunkeln nichts auf dem Display sieht und nur durch einen Tastendruck das Display anschaltet. Hierdurch werden aber auch Funktionen aktiviert, die man meist nicht will. Einmal Handgelenk leicht schütteln und zack ist das Display für einige Sekunden lesbar, mittlerweile klappt es bei mir perfekt. Bis ich das herausgefunden habe, habe ich mich oft geärgert das beim Drücken die Funktionen angingen und ich im Dunkeln nicht die Uhrzeit lesen konnte.
Test:
Ich versuche mal in 2 Kategorien zu unterteilen: Einmal die Smartphonefeatures und einmal die Sportfunktionen.
Smartphonefeatures:
Nach dem Koppeln bei der Inbetriebnahme ist eigentlich keine weitere Arbeit notwendig. Man stellt noch ein ob man die “Benachrichtigungen/ Notifications” angezeigt bekommen möchte und schon hört die Uhr eigentlich gar nicht mehr auf zu piepen und vibrieren. Das ist auch mein größter Kritikpunkt hier. Ich kann leider weder in der App noch auf der Uhr einstellen, was anzeigt werden soll und was nicht. Die Uhr vibriert und piepst bei allem was auf dem Telefon blinkt und piept. Natürlich kann man auf dem Telefon selbst einschränken, was man angezeigt bekommen will. Ich würde ich mir beim nächsten Update dazu eine Ergänzung wünschen, dass ich zwischen den verschiedenen Benachrichtigungen auswählen kann. Auch die Benachrichtigungen im Ruhemodus des Telefons piepen hier auf der Uhr.
*Update: ich habe irgendwann zufällig nach einem Update der Uhr die Funktion Ruhemodus gefunden in der ich in den Abendstunden die Mitteilungen stumm schalten kann.
In der Anzeige werden Smileys, Emoties etc. allerdings nicht angezeigt, bzw. mit Kästchen und ? und ! .. Es ist halt eine Sportwatch und keine Smartwatch, daher ist das für mich ok, könnte man aber geschickter lösen.
Das Annehmen oder Abweisen von Anrufen funktioniert problemlos auf dem Display. Ihr könnt auch Musik/Podcasts (wie zum Beispiel unseren ->Hey Flitzpiepe<- ) steuern: Weiter oder zurück klicken sowie die Lautstärke anpassen, mehr aber auch nicht. Leider ist auch hier noch einiges an Spiel in den Funktionen übrig.
Die Herzfrequenz- und Blutsauerstoffmessung funktionieren, wie bei fast bei allen gängigen Modellen über optische Lichtmessung der Durchflussmenge des Blutes. Deshalb muss die Uhr auch recht eng am Handgelenk liegen. Hier liegen die Vergleichswerte ungefähr gleich mit meiner Referenzuhr. Für alle, die diese Werte genauer brauchen, sollten auf die Messung per Brustgurt zurückgreifen. Alle Tests die ich dazu gelesen habe, weisen darauf hin, dass die Methode einfach genauer ist als die optische Messung am Handgelenk. Für ambitionierte Hobbysportler reicht die Messung über das Handgelenk und somit die Suunto 9 Peak vollkommen aus.
Mittlerweile wurden diverse Apps oder Datenblätter über den hauseigenen “SuuntoPlus Store” hinzugefügt, wie z. B. für Strava oder Kalorienburner. Bis zu 15 verschiedene könnt ihr gleichzeitig auf die Uhr laden. Das hat für mich viel Potenzial, da ich ähnliches von anderen Herstellern kenne und dort auch viel nutze.
Es gibt natürlich eine Schlafaufzeichung, in der die Qualität und Länge aufgezeichnet wird.
Die Möglichkeiten sind wirklich riesig, ob man das alles braucht sei dahingestellt. Besser haben als brauchen, ist auch hier das Motto :D
Akkulaufzeit:
Sie ist wirklich wirklich wirklich wirklich lang! Viele Sportwatches oder auch die Smartwatches mit Sportfunktionen müsst ihr ja ähnlich oft laden wie das Telefon. Also fast täglich und meine bisherigen Sportwatches waren spätestens nach einer Woche leer.
Meine Suunto 9 Peak lade ich durchschnittlich alle 1,5 Wochen und das auch wenn ich viele Aktivitäten starte. Die Akkulaufzeit ist wirklich lang, auch mit vollen Smartwatchfeatures (7-12Tage). Durch die lange Akkulaufzeit vergesse ich allerdings manchmal, dass die Uhr wieder an den Strom muss. Es kommen zwar bei 15% und 5% Restladungen kurze Reminder auf der Uhr, aber natürlich immer wenn ich unterwegs bin. Das ist jetzt aber auch kleinlich von mir ;)
Der Akku ist aber ratzfatz voll, wenn ihr an das Laden denkt. 1-1,5h und ihr habt die Suunto 9 Peak komplett voll geladen.
Tolles Feature ist die automatische Schnellladung: Nach 5-10 Minuten könnt ihr locker eine Trainingseinheit (ca. 1 Stunde) machen, ohne das euch der Akku schlapp macht.
GPS und Navigation:
Ab und zu muss ich etwas warten, bis der GPS-Satellit gefunden wurde. Durch die regelmäßige Nutzung der Suunto App auf dem Handy wird das Problem minimiert. Also immer mal in die App schauen und durchs Synchronisieren geht die Satellitensuche wesentlich schneller.
Allerdings wenn ich starten will, ohne das die Suunto 9 Peak ihr GPS Signal gefunden hat, zeigt mir das Display nur an, dass das GPS-Signal nicht gefunden wurde und ich eine Pause machen soll, bis wir einen Satelliten gefunden haben.
Dieses könnte man auch eleganter lösen, da mir solange auch keine anderen Werte auf der Uhr angezeigt werden oder die Uhr ungefähr die Distanz schätzt, z.B. anhand vorheriger Läufe.
Ich habe diverse Vergleichsfahrten mit dem Rad und einem Radcomputer, sowie einer vergleichbaren Multisportuhr des Mitbewerbers gemacht. Im Grossen und Ganzen sind die Streckenlängen “relativ” gleich. Ich habe aber immer eine Abweichung zu den anderen Vergleichsmodellen. Das geht im normalen Lauf- und Radfahrbereich bei mir als Toleranz locker durch. Sollte man sich auf einem Leistungsniveau bewegen, bei dem die Messung bis auf wenige Meter genau sein muss, würde ich meckern. Da der Radcomputer und die Vergleichsuhr vom gleichen Hersteller ziemlich gleiche Ergebnisse anzeigen und die Suunto 9 Peak hier abweicht, ist das für mich ein Indiz das die Aufzeichnung hier nicht immer perfekt läuft.
Eingestellte Navigationen bzw. Routen die in der App erstellt wurden, kann man gut im Training ablaufen. Allerdings ist das Erstellen in der App manuell ein bisschen funzelig. Mit etwas Zeit und Geduld geht das auf normalen Strassen gut, wenn man aber im Wald oder Abseitsrouten unterwegs ist, wird es schon komplizierter. Ich erstelle Routen fast ausschließlich am Laptop und importiere sie dann. Viel einfacher gehts kaum.
Die Navigation ist so eine Sache für sich: Einfach Routen erstellen und diese Nachlaufen bzw. -fahren geht, aber auf dem Display ist nur ein Pfeil und die Strecke zu sehen. Es werden keine Straßen, Wege oder Kreuzungen im Hintergrund angezeigt, was gerade bei “nicht” 90Grad Abbiegungen oder wenn es mehrere Wege an der Kreuzung gibt teilweise verwirrend ist.
Im Wald oder auf dem Trail erfordert es schon Übung nur nach dem Pfeil zu laufen. Einfach Anweisungen wie “in 100 m rechts” oder “jetzt links abbiegen” fehlen mir. Genauso wie z. B. ein großer Pfeil vor einer Richtungsänderung. Hier ist wirklich Verbesserungsbedarf.
*Update durch googlen des Problems. Wenn ich Routen mit Komoot erstelle (Onlineplattform um wirklich super Routen zu planen und zu erstellen) kann ich die sog. Turn-by-Turn Anweisungen wie “in 400m links” etc. anschalten.
Warum das nicht einfach Standart für jede Navigation ist, wie man es aus dem Auto kennt, keine Ahnung.
Sportfunktionen:
Vorgefertigte Aktivitäten gibt es mehr als genug, wem aber etwas fehlt, kann das über die App gern selbst anlegen. Das funktioniert auch gut. Die Suunto9 Peak schiebt sie mittlerweile automatisch in die Reihenfolge, wie man sie am häufigsten nutzt. Das war bis vor kurzen noch ein Kritikpunkt an Suunto, aber auch das ist automatisch angepasst worden.
Ihr könnt direkt zu Beginn der Aktivität wählen, ob ihr einfach normal starten wollt oder:
- Nach Intensitätszonen (Herzfrequenzbereichen)
- einem zeitlichen Ziel (z.B. Dauer 30min)
- eine Navigation (eigene oder vorgeschlagene Route)
- Intervalle (Intervall Anzahl , Dauer und Dauer der Erholungsphase)
AutoLap bei KM und Autopause beim Anhalten ist hier auch zusätzlich bei jeder Aktivität wählbar.
Alles in allem auch hier selbsterklärend und intuitiv eingerichtet.
Ich kann während der Aktivität durch wischen die einzelnen Datenblätter durchgehen um mir die anderen Werte anzeigen zu lassen. Wie oben beschrieben ist das mit schwitzigen Fingern oder auch Handschuhen im Winter nicht ganz optimal, aber einen Tod musst du sterben, wenn du ein Touchscreen bedienen willst, sei es beim Telefon oder hier der Suunto 9 Peak.
Ergebnis:
Der Test lief deultich länger als geplant. Am Anfang dachte ich ehrlicherweise auch, wenn ich mit dem Test nach ein paar Trainingseinheiten fertig bin, wird die Uhr im Schubfach landen.
Durch meine rapide verschlechterte Hüfte und die vorgezogene OP blieb die Uhr irgendwie dauerhaft am Handgelenk und ich trage sie gern und ständig.
Die regelmäßigen Updates haben meine Meinung über die Uhr nochmal geändert. Mich störten am Anfang sehr viele Dinge. Es gab einige Sachen die nicht so klappten wie ich es einfach von einer Sportuhr gewohnt bin. Allerdings haben die automatischen Updates vieles davon komplett behoben.
Sie ist wirklich so leicht, dass sie im Alltag fast gar nicht zu spüren ist. Der UVP in der Basisversion ist mittlerweile preislich auf 399,-€ gesunken.
Es ist kein Schnäppchen, das muss man sagen, allerdings kann die Uhr schon sehr sehr viel und rein technisch ist das Potenzial für vieles mehr auch vorhanden. Ich würde mir aber noch einige Updates wünschen, auch zur Steuerung der Musik oder der Anzeige von Benachrichtigungen. Die Navigation ohne Straßen und Wege finde ich persönlich gar nicht gut gelungen, ich denke das wird Lizenzgründe mit der Darstellungsform haben, aber hier muss dringend nachgebessert werden. Allerdings ist allein die Akkuleistung der Multifunktionsuhr ein Wahnsinn und auch ganz deutlich ein Pluspunkt vor allem für Läufer/Sportler die viele und oder lange Einheiten machen. Gerade und vor allem im Ultrabereich!
Alles in allem eine wirklich tolle Uhr, aber mit Platz für Verbesserungen. Läufer haben auf jeden Fall ihre Freude. Sobald man sich in die Steuerung und die Touchbedienung reingelebt hat, funktioniert alles gut.
Die Synchronisierung mit der Suunto App läuft tadellos und hier ist auch gleich das Zentrum um alles zu steuern. Ob Routenplanung, Trainings , eure täglichen Erfolge oder auch die Extra-Apps.
Insgesamt ist die Suunto 9 Peak eine ausgezeichnete Wahl für Outdoor-Fans, die eine hochwertige und zuverlässige Multifunktionsuhr suchen, die auch bei anspruchsvollen Bedingungen funktioniert. Abstriche muss man lediglich in der Navigationanzeige machen.
Hinweis in eigener Sache:
Die Testuhr wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies nimmt keinen Einfluss auf unseren Test und das Ergebnis. Alle Texte sind frei formuliert und spiegeln unsere (subjektiven) Eindrücke wieder.