Home Laufen 40. Berlin Marathon Part IV – Marathon mit Training kann ja jeder ;-)

40. Berlin Marathon Part IV – Marathon mit Training kann ja jeder ;-)

von Chrissi

Der 40. Berlin Marathon war für mich, genauso wie für Olli und Chris, die bereits Ihre Erfahrungen geschildert haben, eine Premiere. Und ich muss ehrlich sagen: Hätte mir jemand vor 1,5 Jahren erzählt, dass ich das wagen und sogar schaffen werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Schließlich startete ich erst im letzten April meine Läuferkarriere.

Das Marathonfieber hat mich beim letzten Berlin Marathon gepackt. Wir hatten es uns an der Strecke mit einer Bierbank, belegten Brötchen, Kaffee und dem ein oder anderen Piccolöchen gemütlich gemacht :-) Es war das erste Mal, dass ich beim Berlin Marathon zugeschaut habe. Und ich muss sagen, ich war begeistert von der Stimmung und auch beeindruckt wer da so alles mitläuft. Meinen ersten Halbmarathon hatte ich ein paar Wochen vorher erfolgreich absolviert und dachte mir, mit ein bisschen mehr Training wird doch so ein Marathon schon irgendwie zu schaffen sein. Ich hab ja schließlich noch ein Jahr Zeit…
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Dann war der Tag der Anmeldung gekommen. Ich hatte eigentlich immer noch ein bisschen gezweifelt, ob ich das Ganze wirklich wagen soll und wollte mir noch ein paar Tage Bedenkzeit geben. Als dann allerdings nach 3 Minuten die ersten 10.000 Startplätze weg waren, konnte ich nicht anders und meldete mich sofort an. Kurze Zeit später kam die Anmeldebestätigung per E-Mail und ich dachte nur: “Oh mein Gott, jetzt ist es amtlich. Jetzt kommst du aus der Nummer nicht mehr raus!” Naja, wie gesagt, es ist ja noch fast ein Jahr Zeit….

Plötzlich waren fast 9 Monate um und Chris und ich stellten fest, dass wir zwar regelmäßig laufen gehen, uns aber die langen Läufe noch fehlten. Als wir gerade damit anfangen wollte, raffte mich eine Erkältung dahin. Das hieß 2 Wochen Trainingsausfall. Als es mir wieder besser ging und ich nun endlich mit dem wirklichen Training starten wollte, brach ich mir aus Tollpatschigkeit den großen Zeh an! Wir hatten es bereits Mitte August und laut dem Arzt musste ich mit einer Genesungszeit von 3-5 Wochen rechnen. Dahin waren alle Marathonträume… Nach 3 Wochen Schonung startete ich, die Hoffnung auf den Marathon noch nicht ganz begraben und unter großem Protest von Chris, meine ersten Trainingsläufe. Es lief erstaunlich gut und so langsam konnte ich mich auch wieder steigern. Durch den Zeh schaffte ich jedoch am Ende nur eine Höchststrecke von 24 km. Noch ein ganzes Stück von den 42 km entfernt, aber die Hoffnung auf den Marathon war wieder da! Zumindest war sie so groß, dass ich es in jedem Fall probieren wollte. Ich hatte ja nichts zu verlieren…

Die Tage vor dem Marathon waren sehr aufregend und jedes Mal, wenn ein neuer Newsletter vom SCC ankam wurde ich nervöser… Ich guckte mir mehrmal am Tag die Strecke an, verfasste für Chris noch einen Motivationsspruch für die Erdingerwand und hoffte, dass der Tag x nun endlich kam. Am Donnerstag hatte ich zusammen mit Chris die Unterlagen von der Berlin Vital ab und ließen uns die coolen Flitzpiepen-Shirts bedrucken. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an den geduldigen Drucker vom CEP-Stand, ich hätte uns an seiner Stelle schon über alle Berge gejagt. :-) Und ich muss sagen, mit Abholung der Unterlagen war meine Nervosität wie verflogen…

Am Samstagabend legten wir bereits alle Sachen für den nächsten Morgen bereit und aßen natürlich die obligatorische Portion Nudeln:-) Dann ging es bei Zeiten ins Bett. Ich schlief  seelenruhig und war nur leicht grummelig, als um 5 Uhr der Wecker klingelte. Wer in Gottes Namen denkt sich solche Startzeiten aus?! Naja, wir machten uns ins Ruhe fertig, aßen noch schnell 2 Toasts und los gings. Zusammen mit Dennis stiegen wir in die Bahn in Richtung Friedrichstr., wo wir uns mit den anderen Flitzpiepen trafen. So langsam merkte ich, wie die Nervosität in mir aufstieg… Wir gingen in den Startbereich, noch schnell ein Gruppenfoto und dann ging es auf zur Kleiderabgabe. Die Wege im Startbereich waren doch länger, als ich es mir vorgestellt habe und so langsam kam, trotz unseres dicken Zeitpuffers, ein wenig Hektik auf. Vor Ort wollten wir uns eigentlich noch mit meinem Stiefpapa Gerhard treffen, was uns aber leider vor dem Start nicht mehr gelang. Chris, Dennis, Sven und ich machten uns nun auf in unseren Startblock G. Als um 8. 45 Uhr der Startschuss erklang, standen Chris und ich noch in der Schlange zum Dixi-Klo an. Welche doch für 40.000 Läufer im gesamten Start- /Zielbereich sehr knapp vorhanden waren. Wieder zurück im Startblock schoben wir uns so langsam zur Startlinie vor, sahen noch einige von unseren Supportern und um 9:05 schafften wir es auch endlich die Startlinie zu überqueren.

Auch wenn ich im Startblock noch ziemlich gefroren hatte und froh war, noch einen alten Pulli dabei gehabt zu haben, war das Wetter zum Laufen wirklich perfekt. Schon nach wenigen Metern standen die ersten jubelnden Zuschauer bereit uns anzufeuern. Das konnte nur ein gute Lauf werden. Nach ca. 1 km kam dann auch Gerhard von hinten angeschlichen und wir konnten endlich auch zusammen laufen. Das gelang uns allerdings nur bis zum ersten Wasserstand, dann haben wir ihn wieder verloren. Chris, Dennis, Sven und ich blieben aber weiterhin zusammen. Ich hatte ordnungsgemäß jeden Wasser- bzw- Verpflegungspunkt mitgenommen und bereits vorsorglich bei Kilometer 11 und 20 Gels genommen. Nachdem wir am S-Bahnhof Yorckstraße noch einmal ordentlich angefeuert wurden und kurz danach den Halbmarathon geschafft hatten, waren wir doch sehr überrascht wie gut es uns ging und waren voller Hoffnung die 4:00 Stunden- Marke tatsächlich zu schaffen. Zu früh gefreut, wie sich nur kurze Zeit später hinausstellte.

Als ich bei Kilometer 27 am Powerbar-Stand das erste Mal gegangen bin um in Ruhe das nächste Gel zu nehmen war er plötzlich da: Ein heftiger Krampf im rechten Oberschenkel! Ich hatte den Oberschenkel schon am Morgen gemerkt, hatte das aber als Zeichen meiner Nervosität abgetan. Der Krampf ließ mir sofort die Tränen in die Augen schießen und ich dachte nur: “Du blöder Mann mit dem Hammer solltest doch eigentlich erst in 8 km kommen!” Dennis und Chris motivierten mich aber zum weiterlaufen und nach kurzer Zeit löste sich der Krampf auch wieder. Erleichterung machte sich breit. Dennis und Chris reichten mir Wasser, sodass ich nicht stoppen musste. So schaffte ich es bis Kilometer 33. Da musste ich einfach eine kurze Gehpause einlegen. Und schwupps, war die Erleichterung weg, der Oberschenkel verkrampfte sofort wieder. Wieder wollten mich die beiden zum weiterlaufen motivieren, aber es ging in diesem Moment einfach nicht. Ich musste weiter gehen und so ließ ich die beiden davon ziehen. Dieser Moment war mein absoluter Tiefpunkt und ich dachte ernsthaft ans Aufhören. Die Wohnung meiner Mama war gleich um die Ecke und ich habe mich schon in der Badewanne liegen sehen… Aber dann riss ich mich zusammen, schließlich waren schon 33 km geschafft, da werden die restlichen 9 wohl auch noch zu schaffen sein. Nach einer kurzen Verschnaufpause auf einer Bierbank bei km 35 beschloss ich die restliche Strecke einfach ohne Halt an Wasserpunkten durch zulaufen. Schließlich hatte ich bisher schon sehr viel Wasser getrunken und die Krämpfe kamen nur beim Anhalten. Die letzten Kilometer kamen mir wie eine Ewigkeit, die Strecke wollte einfach nicht enden und die Abweichungen der Kilometerangaben auf meiner Pulsuhr unterschieden sich immer mehr von denen auf der Strecke (am Ende hatte ich rund 1,2km mehr auf der Uhr). Die Stimmung auf der Strecke konnte ich nun auch nicht mehr geniessen, ich wollte einfach nur noch ankommen. Unter den Linden angekommen,  war es endlich soweit, ich konnte das Brandenburger Tor sehen!! Ich nahm noch einmal alle meine Kräfte zusammen und startete zum letzten Kilometer, über den Pariser Platz, durch das Brandenburger Tor auf die Zielgerade, wo ich auch nocheinmal von allen kräftig angefeuert wurde. Im Ziel angekommen, stieg eine unbändige Freude in mir auf es wirklich geschafft zu haben!!! Die Schmerzen machten sich dann allerdings auch gleich wieder bemerkbar und trübten die Freude etwas…

Es war alles in allem eine wirkliche tolle Erfahrung und ich bin froh, die Herausforderung gewagt zu haben. Auch wenn ich die 4:00h nicht knacken konnte. Ob ich jetzt wie Micha von der Sucht gepackt werde, bezweifel ich noch. Aber ich werde es auf alle Fälle noch mindestens einmal probieren, schon allein um endlich die 4:00 h zu knacken! Und dann würde ich mich freuen, wenn es noch ein weiteres Flitzpiepen-Mädel wagen würde:-)

Eure Chrissi

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2 Kommentare

Saber Rider 10. April 2015 - 08:28

Super Bericht! Vor allem kann ich so gut nachvollziehen, weil es mir eigentlich ganz genauso ging. Erster Marathon, gepackt von Vorfreude, Respekt und einer Priese Angst. ;)

Vor allem vor seinem ersten Marathon weiß man auch nicht so 100%ig, ob man genug trainiert hat, wie die Strecke sein wird, und und und.

Bei mir kam der Mann mit dem Hammer pünktlichst nach Kilometer 30 – das war auch genau die Distanz, die ich im Training zweimal gelaufen war. Erstaunlich, wie sich der Körper so etwas merkt.

Kurz nach dem Zieldurchlauf habe ich mir gesagt, nie wieder und nun gehe ich dieses Jahr auch wieder an den Start.

Vielleicht sieht man sich mal, Ihr Verrückten. :)

Gruß,
Saber

Reply
Chris 11. April 2015 - 14:03

Haha, genau wie bei uns…nie wieder Marathon! Wir sehen uns jedoch spätestens am Start! Wir rechancieren uns dieses Jahr auch für den Hammer:)

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