Home Laufen 100 Meilen 2015 – Laufen, Schwitzen, Gedenken und mitfiebern… Teil 2

100 Meilen 2015 – Laufen, Schwitzen, Gedenken und mitfiebern… Teil 2

von Chris, MichaOlliMiele & Chrille

Im zweiten Teil lest Ihr wie es Micha und Olli bei ihren Streckenabschnitten ergangen ist. Miele hat auch noch ein paar Zeilen zu Ihren Eindrücken als Unterstützerin verfaßt…..

Micha 32km (Schloss Saakrow-Teltow): Mein Tag startete damit Chris vor meiner Haustür am S-Bahnhof Wollankstraße anzufeuern und ihn mit der Kamera zu erwischen. Ich positionierte mich bereits ab 7 Uhr dort, damit ich auch keinen Läufer verpasste. Als mir dort die ganzen Läufer entgegen kamen, stieg bei mir die Aufregung enorm. Von dort an konnte ich es kaum erwarten selbst auf die Strecke zu kommen. Gegen 7:20 Uhr kam dann Chris in Begleitung von Chrissi um die Ecke. Ein schnelles Fotos und weg waren sie auch schon wieder. Schnellen Schrittes ging es dann nach Hause, um mich für meinen Laufabschnitt in Sacrow zu stärken.
Es blieb natürlich nicht aus, den weiteren Verlauf von Chris zu verfolgen. Seine Laufuhr machte es möglich die genaue Position und Geschwindigkeit zu ermitteln. Dies half natürlich bei der Einschätzung, wann Chris den Transponder an Chrille übergeben wird.

Gegen 12:45 Uhr machte ich mich dann endlich mit Stephie auf den Weg nach Sacrow. Sie war so nett und brachte mich mit dem Auto dorthin. Das war auch ganz gut so, denn nach Gesprächen mit anderen Teilnehmern vor Ort war die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wohl nicht so gut. Dadurch wäre meine Aufregung wohl nur noch größer geworden. Gleich kurz nach meiner Ankunft am Wechselpunkt musste ich leider feststellen, dass mein Handy dort kein Internetempfang hatte und somit konnte ich die tollen Berichte und auch die Position von Chrille nicht mehr verfolgen. Ein kurzes Telefonat mit Olli brachte mich aber wieder auf den Laufenden. Der lag zu dieser Zeit übrigens gerade noch gemütlich zu Hause und ruhte sich für seinen Laufabschnitt aus. :-) Nun stand ich dort und wartete darauf, dass ein gelbes Flitzpiepen-Laufshirt um die Ecke kam. Zusammen mit Franzi nahm ich nun Chrille gegen 14 Uhr in Empfang. Ein schnelles Foto und ab ging es.

Mein persönliches Ziel war es, die 32km in 3 Std zu absolvieren. Dies hätte auch locker geklappt, wenn da nicht diese tollen Verpflegungsstände gewesen wären. Vorbei an den beiden Seen Jungfernsee und Lehnitzsee, kam ich nun am VP13 (Revierförsterei Krampnitz) an. Dort musste ich erstmal einiges an Flüssigkeit loswerden, bevor ich Platz für neues hatte. An dieser Verpflegungsstelle habe ich mich noch relativ kurz aufgehalten.

Mit einer Pace von 5:30 ging es dann weiter zu, VP14 (Brauhaus Meierei bei Potsdam). Auf diesem Teilabschnitt kam ich mit dem netten Laufkollegen Roland von “Hupsis Lauftreff” ins Gespräch. Schnell merkte ich, dass ich jemanden an der Seite hatte, der eine ähnliche Zeit anstrebte und lief einen großen Teil zusammen mit ihm. Er erklärte mir, dass der nächste Verpflegungspunkt ganz besonders sei, weil es dort frisch gezapftes Bier gibt. Das ließ ich mir natürlich auch nicht entgehen und nahm das Angebot auch gleich mal an. :-) Mit gefüllten Speichern und natürlich auch Trinkflaschen, ging es dann auf in Richtung Griebnitzsee. Dieser Teilabschnitt war einerseits sehr schön anzuschauen, andererseits aber auch ein wenig langweilig. Weit vor mir war niemand zu sehen und hinter mir sah es auch nicht anders aus. Von dort an war es schwer für mich Motivation aufzubringen.
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Am VP15 (Gedenkstätte Griebnitzsee) hielt ich mich nochmal eine ganze Weile auf. Dort hab ich fast vergessen die Flaschen zu füllen und verlor dadurch nochmals unnötig viel Zeit. Nun folgte ein Teil, in dem nichts weiter zu sehen gab als Bäume. Mit Steigungen und unebenen Wegen war dieser Abschnitt nochmal ziemlich anspruchsvoll für mich.

Am VP16 (Königsweg) merkte ich dann, dass es wohl ganz ohne Lauftraining nicht so leicht war diese Distanz mit den angestrebten 3 Std zu bewältigen. In den letzten Monaten war bei mir nicht mehr als Schwimmen und ein paar Radrunden drin. Hier und da mal ein Triathlon oder eine Laufrunde im Park. Das war es dann aber auch schon wieder. Schnell die Flaschen und weiter geht s war mein Gedanke. In Wahrheit waren es aber wieder mehrere Minuten. Wieder eine Menge verschenkte Zeit. Das letzte Stück zog sich nochmal ins Unendliche.

Mit 20 Minuten Verspätung kam ich dann endlich gegen 17:20 Uhr am Sportplatz Teltow an. Dort wartete Oli schon auf die Übergabe des Transponders. Damit war mein Teil des 100 Meilenlaufs geschafft. Auch wenn ich mit meiner Zeit überhaupt nicht zufrieden war, blieb es trotzdem ein Super Erlebnis mit tollen Teamkameraden. Jetzt heisst es für mich wieder mehr trainieren und dann bis zum nächsten Mal.

Olli 58km (Teltow-Ziel): Als letzter im Bunde und eine Menge Zeit im Nacken, hatte ich bis zu meinem Start die Social Media Seite übernommen. So war ich, wie von Chris eingangs erwähnt, schon beim Start der Staffeln dabei. Ich freute mich über die vielen Zwischenstände die ich mit euch teilen konnte und hoffte, obwohl doch einige Zeit zwischen den Beiträgen war, das es für euch genauso spannend war wie für uns.

Micha sollte zu 17:00 in Teltow aufschlagen, doch vor ihm aus heiterem Himmel kam noch Dirk auf dem Fahrrad angeschossen ;) Wahnsinn der Mann! Er konnte kaum noch aufrecht stehen. Er war Radfahren einfach nicht mehr gewohnt und riss an diesem Tag einfach mal fast 160km mit uns! Auch andere 4er Staffeln schlichen sich vor Micha durch den WP an uns vorbei.

Nun zum Rennen. Aus den letzten Trainingseinheiten hab ich mir einen 5er Schnitt ausgemalt den ich über die fast 60km laufen wollte. Weiter als jemals zuvor. Als Nahrung habe ich wieder einmal auf ein Gel aus Datteln, Chia, Kokosöl, Kakao und Agavendicksaft gesetzt. Zusätzlich hatte ich RooBars dabei.

Die ersten 5km wurde ich von Holger begleitet, danach reihte sich Nadin von Eiswürfel im Schuh in die Mitlaufgelegenheit ein und brachte mich kurzweilig bis nach Buckow. Bei guten Gesprächen flogen die Kilometer förmlich an uns vorbei. Dirk hielt sich eisern auf seinem Roß. Km 28 Rudow. Hier war der längste Halt meines Rennens, gut war ja auch Halbzeit. Eine vorgelagerte Ampel stoppte den Flow, ich stopfte mir Melone und Studentenfutter hinein, Miele überreichte mir eine neue Flasche Gel und weiter ging die wilde fahrt. Nun war Gerald am Zug. Er kam, wie nicht anders erwartet von einer Radtour 230km und rollte noch ein wenig mit uns aus. Am Wiesenufer verabschiedete er sich mit seiner Freundin. Dirk und ich machten uns auf den letzten, ich würde sagen mühseligen Teil der Strecke.

Ab 21:00 waren Stirnlampen und Kleidung mit Reflektoren Pflicht. Das war trotz beleuchteter Innenstadt gerade in den Parks von Vorteil. Die Markierungspfeile waren gut zu sehen, in meinem Laufwahn manchmal etwas spät. Im zickzack lief ich an der East Side Gallery entlang. In viele erstaunte Gesichter sah man hier. “Schau mal noch einer!” oder “Was machen die hier!” hörte man nicht selten. Hier am VP Kilometer 45 wurde nochmal tief durch geatmet. Waren es nur noch 13km, also eine gute Stunde noch. Am Checkpoint Charlie erwarteten mich ganz unerwartet Miele, Franzi und Chrille. Tolle Motivation für die letzten 9km. Deshalb blieb ich nicht lange, ich wollte irgendwie nicht mehr. Aber Ziel war nun mal erst im Stadion! Die letzten Kilometer hätten so schön sein können, nur was haben wir Unmengen in unserer schönen Stadt? AMPELN! Sonst eher rebellisch diesen Lichtsystemen gegenüber, musste ich nun stehen bleiben. Dem Reglement sei Dank. 3 von diesen Dingern raubten mir bestimmt insgesamt 10min. Mit unterbrochenem Flow und schwindender Motivation schleppte ich mich die letzten km durch die Straßen. Im Stadion angekommen liefen Miele und Chrille noch ein Stück mit. Man war ich froh, endlich ist der Kanten im Sack! Danke an alle für den tollen Empfang im Ziel.


Miele, Support: Als Support ist es ja manchmal aufregender als man glaubt. Bequeme Sachen und die Verpflegung für Olli sollten mein Begleiter sein. Mein Fortbewegungsgerät war mal ganz unsportlich: mein Auto. Alle anderen Supports von uns waren ja schon tatkräftig den ganzen Tag vor mir unterwegs. Kurz nach 17 Uhr fiel der Startschuss für Olli und somit auch für mich. Vorab heckten wir einen Plan aus, wo ich mich am besten positionieren sollte. Die Verpflegungspunkte vom Rennen boten sich da gut an! Da es alle 5-8 Kilometer Verpflegungspunkte gab, wurde mir schnell klar, dass es nicht machbar wäre jeden einzelnen abzugrasen. So entschieden wir uns für fünf festgelegten Punkte waren dann Kirchhainer Damm (KM 16,6) – U-Bahnhof Rudow (KM 27,7) – Dammweg (KM 39,20) – Checkpoint Charlie (KM 49,80) – Ziel Jahn-Sportpark (KM 56,80). Mein Auftrag war klar, komme was wolle: Rudow und Dammweg waren die wichtigsten Punkte, da sollte ich mit dem selbstgemixten Powergetränk von Olli stehen. Los gings, angekommen am Kirchhainer Damm fand ich den Verpflegungspunkt nicht. Nachdem ich den Kirchhainer Damm verzweifelt auf und ab lief, wurde ich auch nicht fündig. Irgendwo musste er doch sein! Ich hatte leider auch keine Adresse, auf der Karte Stand “Kirchhainerdamm Stadtgrenze”. Aber weit und breit kein Verpflegungspunkt in Sicht, auch eine Bewohnerin die fragte hat keine Läufer gesehen. Gefrustet stieg ich nach wieder ins Auto und machte mich auf dem Weg zum U-Bhf Rudow. Der war auch viel wichtiger für Olli, denn hier sollte ich seinen ersten Powerdrink reichen.

Da ich ein bisschen Zeit gut gemacht hatte, konnte ich die Stimmung erstmals genießen. Wenn ich so in die Gesichter blickte, erkannte man schnell wer hier die Distanz tatsächlich allein lief und wer einer Staffel angehörte. Unvorstellbar für mich, dass es Menschen schaffen so weit zu laufen! Nach ein paar netten Gesprächen mit den fleißigen Helfern am Verpflegungsstand erblickte ich dann endlich Olli und Dirk. Olli sah blaß aus, aber ich traute mich nichts zu sagen. Lieber etwas motivierendes sagen, schließlich hatte er noch die Hälfte der Strecke vor sich! Bei Dirk hatte ich auch das Gefühl, dass er Unterstützung braucht. Aber mein Angebot zu mir ins Auto zu steigen lehnte er dankend ab. Die Stimmung bei den beiden war prima, so fragte ich mich trotzdem wer motiviert hier eigentlich wen!? Dirk nichts gegen dich, aber eine kurze Erholungspause hätte dir bestimmt gut getan! ;)

Nun auf zum nächsten Punkt – der Dammweg. Gleich auf Anhieb gefunden! So muss das laufen, dachte ich. Ein Blick auf die Uhr verriet mir , dass ich noch ein paar Minuten habe. Bis dahin versuchte ich die anderen Läuferinnen und Läufer etwas anzufeuern. Auch an diesem Verpflegungspunkt war die Stimmung der Helfer fantastisch! Mit Pauken und Trompeten wurde jeder gefeiert! Eine wirklich beeindruckende Atmosphäre, die ich so nicht erwartet hätte. Als Olli kam wischte er sich zunächst einmal am Wasserbecken das Gesicht gründlich, schnappte sich eine Handvoll Nüsse und nahm eine Salztablette. Selbst diese gab es an den Verpflegungspunkten, eine riesige Auswahl an Leckereien und Getränken! Es gab wohl fast nichts was man sich hätte mehr wünschen können. Ollis Fahrradbegleitung atmete auch nochmal tief durch und sattelte sein Gefährt für die nächsten gemeinsamen zehn Kilometer.

Ich sauste weiter zum Checkpoint Charlie. Ich war etwas beunruhigt einen Parkplatz zu finden. Meine Zweifel waren unbegründet, ich fand Gott sei Dank sofort einen. Inzwischen war es dunkel geworden. Ich wunderte mich, so schnell sauste die Zeit an mir vorbei. Es war schon zehn Uhr nachts. Zu meiner großen Freude sah ich Christian und Franzi! Christian war ja unser zweiter Staffelläufer und schien sich schon halbwegs erholt zu haben. Seine Freundin wollt sich die Vorfreude des baldigen Zieleinlaufes auch nicht entgehen lassen. Olli kam uns leuchtend mit seiner Stirnlampe und der Saftey-Laufjacke entgegen. Er wirkte erschöpft, kein Wunder nach so vielen Kilometern. Ganz kurz angebunden wollte er nur Melone von den Helfern. Kalte Cola und kalten Orangensaft hatten wir extra besorgt, als kleine Abkühlung. Aber damit konnten wir zu diesem Zeitpunkt nur noch Dirk glücklich machen! ;) Letzte Motivationsschreie von uns beflügelten beide auf die letzte Etappe. Es waren nur noch sieben Kilometer und die Flitzpiepen schreiben 100-Meilen-Geschichte!

Hektisch wieder ins Auto gesprungen und zum Finish!!! Tatü-Tata…die 100-Meilen-Läufer sind gleich da! Im Jahn-Sportpark war es angenehm „ruhig“. Ja, richtig eigenartig – wir hatten wohl Feierstimmung erwartet. Natürlich waren die Zeitfenster wegen dieser unglaublich langen Distanz soweit auseinander, dass nicht mal ein Bruchteil der gesamten Finisher und Supporter vor Ort sein konnten. Dirk kam angeradelt. Schwerfällig hievte er sich vom Rad und berichtete, dass er sich verfahren hätte. Der Arme muss völlig erschöpft gewesen sein. Na hoffentlich verläuft sich Olli nicht!? Keine zwei Minuten später sah man etwas Neogelbes , ja das ist er!!! Oooolliiii schrie ich, Bravo!!! Ich wartete im Stadioneingang auf ihn, nahm ihn an meine Hand und musste ihn eine halbe Runde im Stadion noch begleiten, um ihn zu feiern! Dann löste mich Christian nach der Hälfte ab und beide genossen zusammen die letzten 200 Meter. Das ist Teamwork Jungs! Wow!

Fazit: Ich habe große Lust bekommen auch einmal dieses historische Strecke abzulaufen, zumindest in Häppchen. Ich bin begeistert von der unglaublich gut organisierten Veranstaltung und der tollen Atmosphäre. Ein ganz großes Lob an alle Helfer! Ihr habt diese Veranstaltung das gewisse Etwas in meinen Augen verliehen! Gänsehaut pur!


Am nächsten Tag gab es noch eine Abschlussveranstaltung mit der Siegerehrung aller Klassen.
Ebenfalls im Ramada Hotel wurde erst noch einmal alles Revue passiert lassen, was diesen Lauf und die Geschichte so ausmachte. Dann wurde JEDER Teilnehmer mit seiner Zeit und Platzierung extra aufgerufen. Angefangen mit den 10+ Staffeln dann die 4er Staffeln  und so weiter…
Schöne Geste, allerdings zog sich das ganz schön.
Stolz sammelten wir unsere Medaille und die passende Urkunde ein und so war die 100 Meilen um Berlin für uns auch wieder Geschichte!

Alles in allem eine wirklich gelungene Veranstaltung. Nicht nur weil es einen geschichtlichen Hintergrund hat, den man nicht vergessen darf, nein auch weil er rundum super liebevoll organisiert ist. Die 100 Helfer waren mit so einer Begeisterung bis spät in die Nacht dabei, das kennt man teilweise nicht mal von Kurzstrecken, die nach 2-3h abgehandelt sind. Die Verpflegung an ALLEN VPs war spitzenklasse. Ob die ersten frühmorgens oder die letzten mitten in der Nacht. Alles war reichhaltig vorhanden, die lieben und motivierenden Worte gab es immer noch mit oben drauf!

100 Meilen um Berlin war bisher einer der schönsten Veranstaltungen die wir je erlebt haben!

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1 kommentiere

Miele 30. Oktober 2015 - 14:44

Nochmal großes Chapeau auf euch Jungs! Und natürlich DIRK unser Mann! ;)

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