Home Laufen 100 Meilen 2015 – Laufen, Schwitzen, Gedenken und mitfiebern… Teil 1

100 Meilen 2015 – Laufen, Schwitzen, Gedenken und mitfiebern… Teil 1

von Chris, OlliMichaChrille & Miele

Wir haben es tatsächlich geschafft und um es vorweg zunehmen, es lief fast wie am Schnürchen.
Der Berliner Mauerlaufweg 2015 ist bezwungen und wir haben so einiges erlebt.

Los ging´s am Freitag zum “Racebriefing” und Startnummern einsammeln im Ramada Hotel Alexanderplatz. Das klappte schon mal sehr flott und unkompliziert. Jeder bekam ein Starterbeutel und einen Zielbeutel den man sich zum WP bringen lassen konnte. Außerdem durften wir uns ein kleines originales Stück Mauer aussuchen. Danach sind wollten wir erstmal schauen was das Buffet her gab.

WOW! Das war der erste Eindruck, den wir hatten als wir in den großen Saal eintraten. Was mit einem guten Essen beginnt, kann nur in einem tollen Lauf enden. Es gab jede Menge Pasta mit diversen Soßen, Salate, Obst und Eis. Super organisiert und sicher genug für alle. Hier ließ sich ein Schwatz mit den üblichen Verdächtigen nicht nehmen, bevor es nach nebenan zur Wettkampfbesprechung ging. Diese war sehr unterhaltsam, wenn auch mitunter verwirrend, dennoch sehr informativ. Hajo Palm, u.a. Badwater-Ultramarathon-Finisher führte mit dem sportärztlichen Leiter munter durch den kurzweiligen Vortrag. Alle Fragen wurden beantwortet, nun konnte es also losgehen!!

Chris 34km (Jahnsportpark-Hennigsdorf): 4:30Uhr Wecker klingeln, unmenschliche Uhrzeit, viel zu warme Nacht. Alles die perfekten Voraussetzungen für einen tollen Lauf, oder? Um 6 Uhr war Olli so lieb uns auf halber Strecke einzusammeln und wir fuhren gemeinsam zum Start. Es war alles sehr ruhig. Alle 240 Einzelstarter waren schon auf der Strecke und nur eine handvoll Sportler tummelten sich im Stadion. Einige bekannte Gesichter waren dabei, allerdings viel weniger als wir es gewohnt sind. Es war diesmal einfach alles anders.

Nach ein paar kurzen Gesprächen ging es los. 7Uhr –  halbe Stadionrunde mit den ca. 40 anderen Startern und raus auf den “longjog”. Hier standen auch schon Chrissi und Philipp(mit 5kg Gewichtsweste) bereit um mich zu begleiten. Wir hatten ja kurz vorher geschrieben, das wir uns über jede Begleitung freuen würden, aber was heute los war, hätten wir niemals für möglich gehalten.
Marcus sprang in Schönholz für eine kurze Zeit mit auf die Strecke. Philipp begleitete mich rund 10 km bis Wittenau und wie aus dem nichts tauchte Felix mit dem Rennrad auf und übernahm den Posten für einige Kilometer. Kurz danach folgte Dirk vom Startschuss Berlin mit seinem Cityflitzer und meinte: “Ich komm mal nen paar Meter mit”. Was aus den paar Metern noch wurde, lasst euch überraschen…
So lief das eigentlich die ganze Zeit, ich kam überhaupt nicht dazu mal nicht zu reden :)
Beim Einbiegen auf die B96 Höhe Glienicke überholte ich schon den ersten Einzelstarter, welcher sich allein die 160km!!! um ehemals “West”-Berlin machte. Mir war schon um 9Uhr so unglaublich warm. Das Wasser lief mir den Rücken, wie auch die Beine runter und ich war wirklich glücklich der erste sein zu dürfen. Wie die Einzelstarter das heute bewältigen wollen, war mir Schleierhaft. Wir machten dann einen Schlenker über Niederneuendorf. Zwischendurch unterhielten wir uns viel wie wir die Mauerzeit noch erlebt haben. Ich selbst war 7 Jahre alt. Habe natürlich nicht soviel mitbekommen, aber als Tegeler (ehemaliger französischer Sektor) hat man doch das ein oder andere noch in Erinnerung. Mit Verwandtschaft in Ostdeutschland blieben mir vor allem die Grenzkontrollen in Erinnerung.
Wie selbstverständlich es heute ist, einfach mal ins Umland zu fahren, war es früher undenkbar. So tauschte man sich auch mit einander aus, wie Dirk z.B. das viel intensiver erlebt hat (kleiner Altersvorsprung;)).

Am Wachturm stieg dann noch Rene, der kurzer Hand via Twitter zusagte, dazu und weiter ging es.
Bei KM 24 wurde dieses Jahr Marienetta Jirkowsky (Maueropfer, beim Fluchtversuch 1980 erschossen worden) gedacht. Jeder der wollte, konnte eine Art Visitenkarte mit persönlicher Widmung versehen und anpinnen.
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Bei Km 31 wurde die Wärme immer drückender und ich immer unkonzentrierter und zack, lag ich auf der Nase. Eine Bodenwelle vom teils sehr schlechten Asphalt auf dem Mauerweg hab ich einfach übersehen und schon lag ich.
Egal, Indianer und so… Als wir endlich nach Hennigsdorf kamen, wartete schon das halbe Team dort und begrüßte uns mit Jubelschreien und Laola. !!!Gänsehaut pur!!! Kurzer Plausch und Transpondertausch mit Chrille und schon lief er los und nahm Rene und Dirk gleich mit.

Ich war wirklich dankbar das hier Schluss war. Ich war völlig fertig.

Chrille 37km (Henningsdorf-Schloss Saakrow):

Geplant hatte ich die 37 km als lockeren Trainingslauf für den Berlin Marathon. Was daraus wurde, werde ich hier berichten! Samstag früh um 8:30 Uhr (ausschlafen war möglich, schönen Gruß an Chris ????!) hieß es auch für mich, bereit machen für unser Saisonhighlight. Der Tag sollte zur Hitzeschlacht werden und mir körperlich alles abverlangen. Aber na ja, ich wusste ja vorher auf was ich mich da eingelassen habe, oder doch nicht? Ein bisschen verrückt geht halt immer! Es herrschten schon morgens schwül warme Bedingungen und das Streckenprofil auf meinem Teil des Mauerwegs sollte alles andere als flach sein. Ganz nach dem Motto “kühlen Kopf bewahren” hieß erst mal schnell unter die kalte Dusche, rein in die Laufklamotten, restlicher Equipmentcheck für den Tag (Laufcapi und Sonnenbrille durften heute nicht fehlen) und dann Frühstücken. Mein Frühstück vor dem Lauf fiel nicht besonders üppig aus. Es gab ein paar Reiswaffeln mit Honig, einen Apfel, einen Saft mit Chiasamen und einen Matcha Tee. Drei Gels für die Strecke landeten noch in meinem Laufrucksack. Noch die Wasserflaschen gefüllt und es konnte losgehen. Über das Live Tracking verfolgte ich natürlich gespannt die Position und die Zeit von Chris. Er schlug sich zu diesem Zeitpunkt unglaublich gut, so dass ich mich schon früher als geplannt auf den Weg in Richtung in Hennigsdorf machte um keine Hektik aufkommen zu lassen. In der Zwischenzeit wurden wir natürlich immer mit den neusten Informationen über den Rennverlauf versorgt. Es sollten den ganzen Tag über spannende Berichte über die sozialen Netzwerke folgen. Am WP 1 in Hennigsdorf angekommen, trafen wir auf Olli, Hanni und die restliche Fangemeinde. Gespannt warteten wir nun auf Chris und seine treuen Begleiter. In der Wechselzone lief mir noch Tom von Hupsis Lauftreff über den Weg, der vor mir ins Rennen ging und dem ich kurz vor Sacrow wieder begegnen sollte. Sichtlich gezeichnet und vollkommen vom Schweiß durchnässt traf Chris am Wechselpunkt ein. Nach der Übergabe des Transponders, ein paar kurzen Worten und einem Foto schickte mich Chris um 10:28 Uhr dann endlich auf die 37km lange Etappe. Von jetzt an hatten Rene und Dirk mich an der Backe und nach wenigen Metern des einlaufens forcierte ich auch gleich das Tempo. Wenn sich das frühe Tempo heute mal nicht rechen sollte!? Rene blieb bis kurz vor dem VP7 Grenzturm Nieder Neuendorf an meiner Seite. Maudi erwartete mich wie verabredet am VP8 in Schönwalde und sorgte bis zum Bullengraben in Spandau für ordentlich Flitzpiepen-Support. Der nördliche Abschnitt des Mauerwegs hatte jede Menge Felder, Wald, Wiesen und natürlich Wasser zu bieten. Die Havel haben wir immer wieder zu Gesicht bekommen und es gab viele einsame Laufabschnitte. Die Markierung der Strecke war bestens. Die ersten 20km liefen ohne große Probleme, die Beine waren locker, meine Begleiter sorgten für die notwendige Unterhaltung und an den VP’s gab es zum Glück immer reichlich Wasser. An dieser Stelle ein dickes Lob für die vielen freiwilligen Helfer, die an den Verpflegungsstellen für eine tolle Organisation sorgten. Nach der Überquerung der Heerstraße begann die schwerste Phase meines Laufs. Der erste knackige Anstieg am Hahneberg (87 Meter hoch) stand an. Es sollten noch einige Anstiege und Wellen folgen. Die Mittagssonne brannte und ich suchte die wenigen schattigen Abschnitte. Jetzt musste ich auch feststellen, dass das Tempo vielleicht am Anfang zu hoch war. Doch ich hatte ja noch Dirk! Als mein Motivator und Wasserträger zog er mich nun über dem Mauerweg. Er kaufte auch noch mal eben bei Lidl während des Laufs 3 Liter Wasserreserven ein. Wahnsinns Einsatz. Danke Dirk! Ich schleppte mich nur noch von VP zu VP und die Pausen wurden immer länger. Das war natürlich völlig ungewohnt und brachte mich vollkommen aus dem Rhythmus. Hinter dem VP 10 Karolinenhöhe Km 58,5 waren dann die Beine vollkommen am Ende und Dirk hatte mächtig zu tun mich am Laufen zu halten. Mit wenig Begeisterung begrüßte ich sehr früh “den Mann mit dem Hammer”. Die letzten 12 km sollten nur noch aus Tempowechsel- und Intervallläufen bestehen. Dirk reichte mir zwischendurch seine Wasserreserven. Bis Sacrow hatte ich diese auch leer gesoffen. Die Potsdamer Chaussee wollte nicht enden und beim VP11 Pagel & Friends Km 63,4 wurde ich mit Moderator, Musik und vielen Zuschauern empfangen. Lustige Aktion! Vermutlich war zwischenzeitlich auch schon Micha am Wechselpunkt in Sacrow eingetroffen und erwartete mich ungeduldig. Mit dem Etappenziel Sacrow vor Augen quälte ich mich noch über die letzten Anstiege am Groß Glienicker und Sacrower See. Auf der Kladower Straße, wenige hundert Meter vor Schloss Sacrow, hatte ich dann auch das Wiedersehen mit Tom. Mit meinen letzten Reserven konnte ich das Tempo nochmal anziehen. Nach 3:29:21 Laufzeit fiel ich Micha und Franzi in die Arme. Vollkommen ausgepumpt und erleichtert übergab ich den Staffelstab an Micha.

Für Dirk sollte hier auch erstmal Schluss sein. Sollte! Es war Fussball Bundesliga Samstag und er hatte eine Verabredung mit seiner blau weißen Hertha. Doch es kam alles Anders. Fähre über die Havel verpasst, entschloss sich Dirk kurzerhand seine Hertha sausen zu lassen und direkt zum WP3 nach Teltow zu Olli durchzustarten…

Was für ein Lauf! Vielen Dank allen die uns an diesem Wochenende unterstützt und mitgefiebert haben.

Warum Dirk fast vom Rad gefallen wäre, wie Micha und Olli ihren Teil der Strecke erlebt haben und wie Miele sich den Weg als Supporter durch die Straßen von Berlin schlug, erfahrt ihr im zweiten Teil

 

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