Hier mal eine Zusammenfassung meiner sportmedizinische Untersuchung in Verbindung mit einer Leistungsdiagnostik im Zentrum für Sportmedizin in Berlin-Zehlendorf.
Da mein “großes” Ziel im September ja mein erster Marathon hier in Berlin ist und ich wie jeder Mann natürlich -nicht- regelmäßig zum Arzt gehe, dachte ich mir das man das ja miteinander kombinieren kann.
Gesagt getan und beim Zentrum für Sportmedizin einen Termin zur Gesundheits- und Leistungsdiagnose besorgt.
Quasi: Wenn man schon mal geht erledigt man den ganzen Kram gleich auf einmal, dann hat man wieder ein paar Jahre Ruhe … <- Typisch Mann halt.
Der Termin rückte so langsam näher und ich wurde merklich nervöser. Die Kombination aus Test und Arzt ist so gar nicht meins.
Vorort ein paar Fragen am Empfang beantwortet und zack durfte ich schon fast zum Arzt ins Zimmer. Dank der Terminvergabe ging es alles recht fix ohne große Wartezeiten. Ich hatte auch nie das Gefühl das ich “abgefertigt” wurde, wie man das ja ab und an vom Hausarzt kennt.
So jetzt gings los…
Erste Frage: Was sind denn meine sportlichen Ziele, warum bin ich hier?
Ganz klar: Ich bin im September für den Berlin Marathon angemeldet und wollte mich mal komplett durchchecken lassen. Einfach mal wissen wie es um meine Gesundheit und Leistung so steht.
Mmhhmmm… (<-will man vom Arzt nicht hören, nie , niemals, nicht)
…ohne groß auszuholen sagte er, aus medizinischer Sicht:
- zu groß
- zu schwer
- zu muskulös (ja, das erstaunte mich auch)
Der ideale Marathonläufer ist so um die 1,76 m und dementsprechend drahtig.
Ok, dass ich nicht zum Gewinnen antrete war mir ja bereits bewusst, auch wenn ich in Fachkreisen den Spitznamen “der weisse Kenianer” habe… :-D
Das geht ja schonmal gut los. Naja schauen wir mal weiter.
Es folgte die medizinische Untersuchung mit der Gelenkbeweglichkeit und dem Herz/- Kreislaufcheck. Zwischendurch wurden noch Größe, Gewicht, Körperfett und Lungenfähigkeit gemessen und ausgewertet. Soweit war alles gut und gesund. Allerdings glaub ich, dass die hier Ihre Geräte nacheeichten lassen müssen. Ich war “kleiner”, “schwerer” und “fetter” als befürchtet. Nur die Lungenkapazität war normal bis gut. – Wird ja immer besser….-
Dann ließ ich mir noch 3-4 Kanülen Blut abzapfen und schon durfte ich mich für die Leistungsdiagnose auf dem Laufband umziehen.
Im Laufoutfit bereit wurde ich komplett fürs EKG verkabelt und in ein Gestell eingehakt, falls ich beim Laufen mich übernehme oder in Ohnmacht falle. Solls alles bereits gegeben haben.
Schnell nochmal den Blutdruck und den Laktakwert* vor der Belastung messen und schon starteten die Intervalle.
3 min Laufen – 30 sec Pause – 3 min Laufen – wieder Pause usw. bis ich freiwillig stoppe oder in Ohnmacht falle.
Das Ganze zog sich auf eine gute halbe Stunde, bis ich mich der Hitze in dem Raum und meinem erschöpften Körper hingab und die Sache beendete. Die Intervalle waren wirklich extrem anstrengend und die Dusche danach mehr als verdient.
20 min später war ich wieder fast frisch und bereit das “Urteil” anzuhören.
So Doc wie schauts aus? Couch- oder Marathonathlet? Soll ich meine Laufschuhe an den Nagel hängen oder jetzt erst richtig durchstarten?
Anhand meiner Leistungskurve auf dem Laufband konnte er mir genau meine aerobe** und anerobe Schwelle zeigen. Ich konnte genau sehen, ab welcher Geschwindigkeit es für meinen Körper richtig anstrengend wird. Und das war erstaunlicherweise ziemlich früh …
Zur besseren Veranschaulichung hier mal mein Diagramm. Zwischen 10,5 und 11 km/h kommt mein Körper so richtig in den Kampfbereich. Bei den Marathonprofis verläuft die blaue Linie fast entlang der unteren Kante des grünen Bereichs und schnellt erst zum Ende des Diagramms steil nach oben. Ähnlich verhält es sich mit meinem Blutdruck.
Zusammenfassend will mir der Doc nicht sagen, dass ich den Gedanken vom Marathon begraben soll, aber für eine gute Idee hält er es nicht. Auf der Marathondistanz wirken insgesamt 4 Tonnen auf meinen Körper und das ist nicht gesund. Zudem muss ich mein Training ausbauen und dabei längere Distanzen in geringerer Geschwindigkeit als bisher laufen.
Es ist schon erstaunlich, wie ich mit den gemessenen Werten die bisherigen Zielzeiten erreichen konnte. (Finde ich manchmal auch :) )
Alles in allem bin ich “Sportgesund” und habe normale Sportwerte. Ich soll mich weiterhin auf Distanzen bis Halbmarathon inkl. Strongmanrun u.ä. konzentiereren. Auch Triahtlons bis hin zur Olympischen Distanz seien keine Hindernisse.
Das alles gab es nochmal schriftlich per Email, inklusive einiger Trainingstipps und Buchempfehlungen. Schon waren fast 2h um, ich knapp 130€ los und leicht deprimiert.
Natürlich wollte ich nicht hören, das ich für Marathon körperlich ungeeignet bin und meine Grundausdauer auch nur unterer Durchschnitt ist. Aber ich werde einfach die bisherigen Erkenntnisse nutzen, mein Training dementsprechend umgestalten und bis zum September ist ja auch noch Zeit :)
“Ich mache es einfach wie die Hummel: Physikalisch ist es eigentlich unmöglich, dass sie fliegt, aber das weiss sie nicht und tut es trotzdem!”
Generell kann man sagen, dass diese Art von “Checkup/Analyse” schonmal ganz nützlich ist um seine läuferischen Werte aufgeschlüsselt zu bekommen. Zu wissen, wo seine aerobe/anerobe Schwelle ist und wie man sie verbessert. Die ärztliche Grunduntersuchung selbst kann man sich sparen, WENN man regelmäßig sich zum Hausarzt begibt und der einen für Gesund erklärt.
Für mich war das Gesamtpaket gut, da ich maximal zum Arzt gehe wenn ich den Kopf unter dem Arm habe.
Hoffentlich konnte ich euch, auf leicht selbstironische Weise, dieses Thema näher bringen. Es ist gerade im Leistungssportbereich , bzw. für ambitionierte Hobbysportler ein wichtiges Instrument für die Trainings- und Wettkampfgestaltung.
Run on…Chris
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*Laktat (Milchsäure) wird im arbeitenden Muskel gebildet, wenn dem Muskel nicht mehr ausreichend Sauerstoff zur Energiegewinnung zur Verfügung steht. Sportler mit einer guten aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit weisen deshalb im Vergleich zu Untrainierten bei gleicher Beanspruchung (z.B. Laufgeschwindigkeit) niedrigere Laktatwerte auf. Bei niedrigen Laktatkonzentrationen werden vorzugsweise Fette zur Energiegewinnung genutzt, mit ansteigenden Laktatwerten nimmt der Anteil der Kohlenhydratverbrennung zu.
Laktat ist somit ein sehr exaktes Maß für die aerobe Leistungsfähigkeit und ein Indikator für die individuelle Stoffwechselbeanspruchung bei einer bestimmten Belastungsintensität.
**Die aerobe Schwelle (AS), auch als minimales Laktatäquivalent oder Basislaktat bezeichnet, ist ein Begriff aus der Sportphysiologie. Vom Grundgedanken her handelt es sich dabei um die niedrigste Belastungsintensität, bei der die Muskulatur über einen längeren Zeitraum nicht mehr rein aerob arbeitet und so ein Anstieg des Laktat-Wertes im Blut gegenüber dem Ruhewert gemessen werden kann.
**Die anaerobe Schwelle (ANS) oder Laktatschwelle , ist ein Begriff aus der Sportphysiologie und bezeichnet die höchstmögliche Belastungsintensität, welche von einem Sportler gerade noch unter Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes zwischen Bildung und Abbau von Laktat erbracht werden kann.